Sammler sollten Warten können

Nicht immer entwickelt sich der Wert von Münzen so wie erwartet. Mit der deutschen 20 Euro Goldmünze und den Luxemburger Gedenkmünzen gibt es aktuell wieder einmal schöne Beispiele für diese Situation. Spekulationsblasen und ihr Platzen sind nicht nur ein Phänomen der Finanzmärkte, auch bei Münzausgaben sind sie hin und wieder zu beobachten.

Beispiel 1: Kleine deutsche Goldmünze, kein besonderes Motiv, Auflage mit 200.000 nicht gerade gering. Was haben wir erlebt? Die gefühlte komplette Sammlergemeinde schien sich auf einmal für diese Münze zu interessieren. Dazu kamen die bekannten Meldungen über drastische Kürzungen  von Händlerkontingenten, die sicherlich bei ihren Bestellmengen auch großzügig kalkuliert haben. Der Preis landete schließlich bei deutlich über 400 Euro, also mal eben das Dreifache des reinen Goldwertes.

Mittlerweile haben sich die Preise bei unter 300 Euro eingependelt. Immer noch fast das Doppelte des Ausgabepreises, aber schon sehr viel realistischer. Mal schauen, wie die Entwicklung hier weitergeht. Es würde mich zumindest nicht verwundern, wenn es noch ein Stück abwärts geht.

Beispiel 2: Luxemburger Gedenkmünzen: 10 Euro Titan „Schengen“ & 5 Euro Niob „Burg Esch-Sauer“. Die Vorzeichen waren eigentlich ausgezeichnet: Kleine Auflage von nur 3.000 Ex., ganz nette Motive und interessante Münzmetalle gabs noch obendrauf. Dazu hatte natürlich jeder den Luxemburger Turmfalken im Hinterkopf, der im Vorjahr einen regelrechten Höhenflug hingelegt hat – mit identischer Auflage.

Und zunächst lief auch alles nach Plan: Die Münzen waren bei der Ausgabestelle, der BCL , in Kürze verkauft und die eBay-Preise schnellten sogleich in die Höhe und kratzen sogar mal an der 200 Euro Grenze (bei Ausgabepreisen von 70 bzw. 75 Euro).

Allerdings gab es da einen kleinen Haken: Die Münzen waren zum Großteil in den Händen von „verkaufswilligen“ Sammlern gelandet. Das nun große Angebot auf dem Zweitmarkt verfehlte seine Wirkung natürlich nicht: Die Niobmünze kostet immerhin noch um die 120 Euro, während die Titanmünze inzwischen sogar wieder für den Ausgabepreis erhältlich ist.

Kleine Auflagen alleine reichen also nicht aus, es muss schon Sammler für die Münzen geben, die ihr Exemplar bei einer kurzfristigen Preiserhöhung nicht gleich wieder verkaufen. Im Fall von Luxemburg dürfte die Zahl der reinen „Landes-Sammler“ wohl überschaubar sein. Es müssen zusätzlich andere Zielgruppen angesprochen werden, wie z.B. Niobsammler. Gelingt das nicht, bleibt das Interesse entsprechend gering.

Fazit des Ganzen: Warten lohnt sich! Ausnahmen bestätigen die Regel…

Eine solche Ausnahme ist der schon angesproche Turmfalke (Auflage: 3.000 Ex.). Entscheidend ist hier vor allem, dass der Preis erst nach der Ausgabe gestiegen ist. Bis dahin konnte man die Münze selbst im Handel für kaum mehr als den offiziellen Ausgabepreis erhalten.

Nun stellt sich die Frage warum der Preis überhaupt so explodiert ist. Offensichtlich kamen sowohl Motiv, als auch die Umsetzung mit Nordischem Gold bei den Sammlern (!) gut an und zum anderen waren bis zu diesem Zeitpunkt kaum Münzen in Privathänden gelandet. Trotz steigender Nachfrage blieb die große Angebotswelle bei eBay folglich aus und die Händler senkten natürlich auch nicht grundlos ihre Preise. Tatsächlich hält sich der Preis bis heute bei mehr als dem Vierfachen des Ausgabepreises von 40 Euro.

Grundsätzlich habe ich das Gefühl: Immer wenn große Teile der Auflage direkt an Privatkunden gehen, sind die Preise anschließend sehr anfällig für Preisschwankungen in beide Richtungen (zumeist erst rauf, dann runter). Andere Meinungen?

6 Kommentare zu “Sammler sollten Warten können”

  1. Man darf auch nicht vergessen, dass derzeit Sommer ist und üblicherweise die Nachfrage nach Münzen in den kühleren Monaten wieder anzieht. Ohne spekulieren zu wollen, denke ich, dass der Preis (nicht nur aber auch) bei den Luxemburg Münzen wieder anzieht. Auch bei der Goldmünze könnte sich noch was bewegen – aber das werden wir ja sehen.

  2. es geht mir ganz schön gegen den Strich, daß das ansich schöne Sammeln mehr und mehr vom „Schnäppchen- und Ökonomie-Wahn“ überdeckt zu werden scheint. Billig kaufen und teuer verkaufen …dann glänzen die Augen !!! Die Freude an der Sammlung sollte doch im Vordergrund stehen und nicht immer nur Preise und Preisentwicklung. So degradiert sich der Sammler zum Spekulanten.

  3. @Thomas
    Sommerloch? Möglich…

    @juebe
    Du hast nicht unrecht. Was m.E. legitim ist und was ich selber so halte: Die eigenen Münzen möglichst günstig kaufen (und behalten).

  4. Ich sehe das mit dem Sommerloch ähnlich. Vielen Leute wollen in den Urlaub fahren und geben dann kein unnötiges Geld für Ihr Hobby aus. Oder sogar ganz anders gedacht, Sie versuchen mit Ihrem Hobby noch Geld zu machen. Viele private Sammler kaufen bei den Ausgabestellen lukrative Münzen, welche Sie gar nicht sammeln. Wie z.B. die 10 Euro Luxemburger. Ich habe bei Ebay Auktionen mit diesen Münzen gesehen, wo drin stand: Wer bis kommenden Freitag kauft und zahlt braucht kein Porto zahlen. Weiter unten im Text stand dann. Ich bin ab Samstag im Urlaub. Vielen wollen sich mit solchen „Aktionen“ einfach nur die Urlaubskasse auffüllen. Was ja nicht verwerflich ist. Aber halt den Markt bzw die Werte der Münzen verfälscht.

  5. Meist lohnt sich das warten, ebenso auch bei der 2 € Monaco 2009 (kurz nach ausgabe: 45 €) mitlerweile unter 10 €.
    Aber bei anderen Hochgepushten Münzen funktioniert das nicht, siehe Finnland 04 und Slow. RV.

    Ist eben auch etwas glückssache und Spekulation sowie Erfarhungswerte. Aber ich kaufe auch nur möglichst günstig, um die Münzen dann in meiner Sammlung zu haben und mich an ihrem Bild zu erfreuen (bin vor allem Motivsammler). Allerdings würde es mich auch ärgern wenn ich „zu viel“ bezahlt hätte, weil die Münze wieder stark gefallen ist und gleichzeitig freuen, wenn die Münze im Wert steigt, auch wenn ich sie wahrscheinlich eh nicht verkaufe, aber es ist nunmal so, dass man ja seinen gesunden menschenverstand nicht ausschaltet.

  6. Bei der 2 Euro Gedenkmünze Finnland 2004 sind wohl tatsächlich große Mengen in den Umlauf gekommen. Die sind nun mal für den Sammlermarkt nicht mehr verfügbar.Insofern ist der Preis für mich logisch.

    Nicht in meine Thesen passt tatsächlich Slowenien RV. Sammler hatten ja durchaus die Möglichkeit die Münze zum Nominalwert zu beziehen. Vielleicht wird was von Händlern zurückgehalten…